Wenn du ständig anderen den Raum gibst und irgendwann verschwindest du selbst.
- Andrea
- vor 2 Tagen
- 4 Min. Lesezeit
Es gibt Momente im Leben, da wird es still.
Kein Handy klingelt, kein Termin ruft.
Und plötzlich spürst du, dass du kaum noch weißt, wer du bist, wenn niemand etwas von dir will.

Ich erinnere mich an genau so einen Moment. Ich saß in meinem Van, meinem Zuhause in den letzten fünf Jahren. Monate, in denen ich unterwegs war, mit unzähligen Menschen, mit einer Hilfsorganisation, Seite an Seite, Tag für Tag. Wir haben aufgebaut, geholfen, organisiert. Ich war mittendrin, getragen von Sinn, Nähe und Tun.
Und dann, plötzlich war alles vorbei. Die Baustellen leer. Die Stimmen verstummt. Kein Telefonat von Betroffenen und Helfern mehr, kein „Kannst du mal kurz kommen?“.
Nur Stille.

Ich saß da, allein. Und die Stille war fast unangenehm laut. Mein Kopf wollte endlich nichts mehr denken. Mein Herz wollte einfach nur fühlen. Und was kam, war Leere und eine leise Frage:
Wo bin ich eigentlich geblieben?
Ich hatte so viel gegeben. Aus Liebe, aus Mitgefühl, aus dem Wunsch, da zu sein. Für andere. Für meine Freundin zum Beispiel, die mir über Jahre so nah war, die mir immer das Gefühl gab, ich bin willkommen und gehöre zu ihrer Familie.
Ich war immer da, wenn sie mich brauchte. Ich hörte zu, unterstütze sie und ich liebte diese wertvollen Gespräche, die so eine Bereicherung waren.
Und ich war dankbar dafür, wirklich. Aber dann kam der Zeitpunkt, wo sie entschied sich zu distanzieren und da war stand ich und war allein. Keine Gespräche , keine Freundschaft und einfach nur noch ich. In dieser Zeit merkte ich, dass ich so sehr in ihrem Raum lebte, dass ich meinen eigenen kaum noch spürte. Ich hatte mich verloren in dem Bedürfnisse anderer an erste Stelle zu setzen.
Ich kannte ihre Bedürfnisse, ihre Sorgen, ihre Pläne, aber meine?
Die waren irgendwo da draußen, verschüttet unter all dem
„Ich bin doch für dich da.“
Und genau das ist ein Muster, das viele von uns tragen. Vielleicht kennst du das auch.
Du bist Mutter, Partnerin, Freundin, Kollegin. Du jonglierst To-do-Listen, tröstest Tränen, denkst an Geburtstage, kochst Lieblingsessen, hältst Termine und Emotionen zusammen. Und zwischen all dem hast du dich so sehr an den Rhythmus der anderen angepasst, dass du gar nicht mehr merkst, wie wenig Raum du selbst noch hast.
Du bist die, die das Team zusammenhält. Die, die funktioniert, wenn alle anderen ausfallen. Die, die nachts noch Wäsche wäscht, weil morgen Sporttag ist. Und wenn dann endlich Ruhe einkehrt, fühlst du dich nicht entspannt, sondern leer.
Und wenn du ehrlich bist: Du merkst gar nicht mehr, wann du aufgehört hast, selbst zu atmen.
Abends fällst du ins Bett und denkst, du müsstest nur besser planen, dich besser organisieren, mehr schaffen.
Aber tief in dir ist eine andere Wahrheit: Du bist müde vom Funktionieren. Nicht, weil du schwach bist, sondern weil du dich selbst vergessen hast.
Bei mir war es ein Weckruf durch meine beiden Söhne, die am Ende meiner Arbeit bei der Hilfsorganisation sagten:
„Mama, jetzt bist du dran.“
Und plötzlich traf mich dieser Satz mitten ins Herz. Denn sie hatten recht. Ich war immer da für sie, für andere, für das Leben. Aber kaum je für mich.
Wir glauben oft, das sei Liebe. Doch wahre Liebe braucht keine Selbstaufgabe.
Wahre Liebe beginnt dort, wo du dich selbst wieder siehst.
Ich habe gelernt, dass Fürsorge ohne Grenzen kein Zeichen von Stärke ist, sondern ein Ruf nach Zuwendung. Dass alles, was wir anderen geben, erst dann wirklich heilt, wenn es aus unserer eigenen Fülle kommt und nicht aus dem Mangel.
Ich habe lange gebraucht, um das zu verstehen. Um zu erkennen, dass Fürsorge ohne Grenzen kein Zeichen von Stärke ist, sondern ein stiller Ruf nach eigener Zuwendung. Dass das, was wir anderen schenken, erst dann wirklich wirkt, wenn es aus einer inneren Fülle kommt und nicht aus Erschöpfung. Wo setzen wir die Grenze oder dringen in den Raum des anderen ein und erkennen nicht, was wirklich für beide Seiten gut ist? Ich habe erkannt, dass meine Freundin und ich uns gegenseitig nicht genug Raum gegeben haben, weil wir beide in uns dieselben Muster verankert haben tief in unserem Unterbewusstsein, haben wir uns danach gesehnt füreinander da zu sein und jede für sich vergessen hat, sich selbst den Raum der Stille zu schenken, um dort unser wahres "Ich" wiederzuentdecken. Und manchmal braucht es auch dann die Zurückweisung, auch wenn es weh tut. In jeder Zurückweisung liegt ein Geschenk verborgen, dass uns erinnert wieder zu uns zu finden.
Vielleicht fühlst du dich gerade wieder in dieser Stille. Vielleicht spürst du, dass du zwar alles im Griff hast, aber dich selbst kaum noch. Dann ist das kein Versagen. Es ist ein Weckruf. Bist du bereit, diesen anzunehmen? Dir selbst wieder das Geschenk zu machen auch für da zu sein in Liebe und Fürsorge.
Ich lade dich ein und nimm dir einen Moment Zeit für dich.
Atme tief ein und aus.
Vielleicht spürst du gerade, dass es still wird in deinem Leben. Und vielleicht macht dich das unsicher. Doch diese Stille ist kein Ende. Sie ist eine Einladung.
Eine Einladung, dich selbst wiederzufinden. Dich zu erinnern, wer du bist, wenn niemand etwas von dir will. Dich selbst wieder in deinen Raum zu stellen, mit allem, was du bist.
Erinnere dich, wer du wirklich bist.
Und wenn du magst, beantworte dir die folgenden Fragen und schreib deine Antworten auf, die in dir schon so lange warten:
Wo in meinem Leben gebe ich mehr Raum, als mir guttut?
Wann habe ich mich zuletzt wirklich gehört, ohne sofort wieder in Aktion zu gehen?
Was brauche ich, um mich in meinem eigenen Raum sicher zu fühlen?
Wie würde mein Alltag aussehen, wenn ich mir denselben Raum schenke, den ich anderen gebe?
Dein Raum darf wieder dir gehören.
Wenn du spürst, dass du dich nach dieser Rückkehr sehnst, nach innerer Ruhe, Klarheit und dem Gefühl, wieder bei dir selbst anzukommen, dann begleite ich dich gern auf diesem Weg.
In meinem LifeArt 1:1 Coaching findest du den Raum, in dem du dich selbst wieder erkennst. Du lernst, Grenzen zu setzen, dein Energielevel zu halten und in Balance zu leben zwischen Familie, Beruf und deinem eigenen Herzen.
💫 Buche hier dein Kennenlerngespräch und gib dir selbst den Raum zurück, den du so lange geteilt hast.
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